Den Önkfelder Erntedankzug gibt es schon länger als ich denken kann. Am vergangenen Sonntag, den 01. Oktober 2023 jährte er sich zum 70. Mal. Damit gehört der Erntedankzug zu den traditionsreichsten Veranstaltungen in Radevormwald.
Gutes Wetter
Zum 70. Jubiläum hatte der Önkfelder Erntedankzug mal wieder gutes Wetter. Warm wars, bei kaum bewölktem Himmel und zumeist strahlenden Sonnenschein, zog der Zug von Unterm Busch kommen über Ümminghausen und die eigens gesperrte Bundesstraße 483 nach Rochollsberg und dann von dort über einen Feldweg nach Oberönkfeld und schließlich zurück nach Önkfeld, wo das eigentliche Erntedankfest stattfindet. Im Großen und Ganzen der traditionelle Zugweg.
Gutes Wetter hat der Zug meistens. Aber ich habe ihn auch schon im strömenden Regen erlebt. Wann immer es geht, wenn der Tag nicht gerade von der Arbeit oder anderen Verpflichtungen belegt wird, schaue ich mir den Erntedankzug an.
Erntedank hat Tradition
Im Christentum ist das Erntedankfest seit etwa dem 3. Jahrhundert belegt. Früher an unterschiedlichsten Tagen, meist rund um den Miachealis-Tag gefeiert, gilt heute in der evangelischen, der römisch-katholischen und den meisten Freikirchen der erste Sonntag im Oktober als Erntedanktag.
Wobei in der römisch-katholischen Kirche Erntedank nicht zum regulären Kirchenjahr gehört. Gemeinden können Erntedank feiern, aber sie müssen es nicht. Die meisten ländlichen Gemeinden tun es aber. Und so findet auch in den Radevormwalder Kirchen am ersten Oktobersonntag vormittags die Messe an einem mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen geschmückten Altar statt.
Danach begeben sich viele dann zum Erntedankfest nach Önkfeld und zum Teil auch zum Erntedankzug. Entlang der Zugstrecke werden die Zuschauer dennoch in den letzten Jahren weniger und die meisten bleiben eher rund ums Festgelände.
Moderne Züge
Vielleicht mag das an einem Umstand liegen, der mir selbst auch bei den letzten Erntedankzügen etwas sauer aufstößt: Früher sorgten Spielmannszüge und die Feuerwehrkapelle für die Musikalische Untermalung des Erntedankzuges. Teils wurde auch einfach auf den Wagen gesungen.
In letzter Zeit allerdings sind Spielmannszüge beim Zug eher die Ausnahme. Irgendwo verständlich, kämen sie mit ihrer Musik wohl eh nicht gegen das laute Utz-Utz-Utz-Gedröhne irgendwelche Alkohol-verherrlichenden Ballermann-Songs an, die inzwischen aus riesigen Boxen von immer mehr Wagen dröhnen.
Vollgepackt mit Musikanlage, fetten Boxen, Disconeblern und jeder Menge Bier und Schnaps in Flaschen, erinnern hier bestens die Handvoll angetackerten Maisstauden daran, dass man sich an einem Erntedankzug die Ohren zum Schutz zuhalten muss und nicht auf einem Karnevals- oder Love-Parade-Zug.
Hoffentlich erkennt der Veranstalter in Zukunft wieder, dass zu unerträglich lauter Musik auf den Wagen besoffen grölende und herum hüpfende Gestalten so rein gar nichts mit Erntedank zu tun haben und es geht dann doch mal wieder ein Spielmannszug mit, der nicht hoffnungslos von Bass-Gehämmere übertönt wird.
Wäre schade, wenn der Erntedankzug noch mehr zum Karnevalszug verkommt und in dichtem Disconebel untergeht.
Fotos vom Erntedankzug
Vom 70. Önkfelder Erntedankzug habe ich so einige Fotos gemacht. Die Aufnahmen entstanden jeweils mit der Sony DSC-WX350 am zwei verschiedenen Standorten entlang des Zugweges und sind hier zu finden.