Screenshot: Die Übersichtskarte Hochwasser in Deutschland der Hochwasserzentralen.

Hochwasserzentralen

Moin. Im Nachgang des Hochwassers vom 14./15.07.2021 wollte ich wissen, warum mich die NINA-App nicht gewarnt hat. Der erste Grund dafür liegt in den Grotten schlecht programmierten Benachrichtigungsoptionen. Um die im Detail zu finden, muss man fast schon studiert haben und vor allem um die Ecke denken. Diesbezüglich habe ich den Entwickler bereits angeschrieben, aber in den vergangenen 4 Tagen noch keine Antwort erhalten. Evtl. schreibe ich dazu aber auch hier noch mal was.

Doch auch ohne per Alarm benachrichtigt worden zu sein – was bei diesem Ereignis bei mir halbwegs egal ist, weil ich mit Radevormwald zwar an der Wupper(talsperre) wohne, aber zum Glück noch oberhalb – zeigte NINA mir für den Standort Radevormwald neben der allgemeinen Unwetterwarnung auch an, es gäbe Hochwasserinformationen, Pegel seien überschritten worden. Details dazu zeigt es aber leider nicht an und verlinkt nur auf hochwasserzentralen.de, das Länderübergreifende Hochwasserportal unter der Fuchtel des bayrischen Landesamtes für Umwelt und der Landesanstalt für Umwelt Badem-Württemberg, wo die Informationen erst mal sehr allgemein gehalten sind.

Die Frage, die sich mir gestellt hat, ist: Wenn die Talsperren hier überlaufen und die Wupper massiv über die Ufer tritt, warum gibt es dann keine Detailwarnung zur Wupper?

Die traurige Antwort auf diese Frage, findet man allein schon bei einem Blick auf die Übersichtskarte der Hochwasserzentralen.de und auch bei einem Blick auf die Flussgebietskarten: Für die Wupper gibt es keinen einzigen Pegel mit Warnfunktion.

Die nachträgliche Markierung von mir zeigt die Wupper – den einzigen für NRW abgebildeten Fluss, ganz ohne jeden Pegel.

Noch mal etwas detaillierter:

Was in diesem Detailausschnitt zu sehen ist, ist, dass der einzige Hochwasser-Pegel an der Wupper der Pegel Leverkusen-Opladen ist und das dieser inaktiv ist – und das war er auch schon vor dem Unwetter. Ich kann mich nicht entsinnen, den in den letzten 2 Jahren mal als aktiv markiert gesehen zu haben.

Ferner zu sehen sind für die Wupper drei sog. Gewässerkundliche Pegel, die aber wohl keine Alarmierungsfunktion besitzen. Lokalisiert sind diese 3 Gewässerkundlichen Pegel an der Kluser Brücke in Wuppertal-Elberfeld, am Klärwerk Buchenhofen und in Glüder.

Oberhalb der Kluserbrücke, also im gesamten Wupperverlauf von der Quelle bei Marienheide, bis Wuppertal-Elberfeld, gibt es keinen einzigen, hier angezeigten Pegel. Nicht einmal die übrigen gewässerkundlichen Pegel des Wupperverbandes, unter anderem in Hückeswagen, Krebsöge unterhalb der Wuppertalsperre oder Laaken unterhalb des Beyenburger Stausees erscheinen in der Karte.

Noch interessanter wird da, wenn man feststellt, dass es sogar Hochwasser-Warnpegel für bergische Flüsschen gibt, die so klein sind, dass man sie nicht mal als hellblaue Linie in die Karte eingezeichnet hat, zum Beispiel die Kürtener Sülz bei Hommerich:

Oder für die Bröl bei Broelbeck:

Oder auch für die Sülz bei Hoffnungsthal:

Aber halt eben nicht für die Wupper. Und da die Hochwasserwarnungen der NINA-App auf den Pegeln der Hochwasserzentralen basieren, gibt es folglich auch keine detaillierten Warnungen für die Wupper.

Man gewinnt den Eindruck, dass die Verantwortlichen entweder davon ausgingen, dass die Talsperren entlang der Wupper, Brucher-, Lingese-, Kerspe-, Schevelinger-, Neye-, Bever– und Große Dhünntalsperre, sowie die Wuppertalsperre, welche die Wupper selbst staut, die Wupper so sehr im Zaum halten können, dass es da keine Pegel braucht.

Der alternative Eindruck, den man dabei ebenfalls gewinnen könnte, wäre der, dass die Verantwortlichen eine mögliche Überflutung von Wipperfürth, Hückeswagen, den Radevormwalder Wupperorten, der Beyenburger Altstadt direkt an der Wupper und der Wuppertaler Stadtteile günstigstenfalls für unmöglich gehalten, oder wesentlich schlimmer, einfach in Kauf genommen haben.

Nach meinem Verständnis, hätte an diesen Stellen, die ich hier Lila eingezeichnet habe,

längst einen Warnpegel geben müssen. Zumindest aber sollten spätestens jetzt, an der östlichen Stadtgrenze Wipperfürth, an der südlichen Stadtgrenze Hückeswagen nach der Einmündung der Bever, in Radevormwald Krebsöge oder besser in Radevormwald-Dahlhausen unterhalb der Stauanlage Dahlhausen (die keine Wasserstandregulierende Funktion hat), unterhalb des ebenfalls nicht nennenswert regulierenden Stausees im Bereich der Altstadt oder Bilstein in Wuppertal-Beyenburg und in Wuppertal-Oberbarmen unterhalb der Einmündung der Schwelme entsprechende Hochwasser-Warnpegel eingerichtet und in die Alarmierung der hochwasserzentralen.de und der NINA-App mit aufgenommen werden.