Durch die unsichtbare Wand

Radevormwald ist die nördlichste Stadt im Oberbergischen Kreis und an der Grenze zu Halver der östlichste Teil des Rheinlandes. Die eigentlich unmittelbare Nachbarstadt Halver hingegen gehört zum Märkischen Kreis und ist, an Radevormwald grenzend, der westlichste Teil Westfalens. Beide Orte trennt, obwohl sie direkt nebeneinander liegen, quasi eine unsichtbare Wand.

Eine unsichtbare Wand

Die meisten Rader fahren, wenn sie denn auswärts einkaufen oder Dinge erledigen wollen, meist nach Remscheid, Wuppertal oder Schwelm. Kaum jemand fährt dafür nach Halver. Und die meisten Halveraner orientieren sich eher nach Schalksmühle oder Lüdenscheid, aber eben nicht nach Rade. Das ist so drin, hat irgendwie Tradition.

Ich weiß nicht, wie es in Halver ist, aber in Rade lassen die Alten kaum ein gutes Haar an den Halveranern. Sprüche wie der, dass alle Einwohner von Halver miteinander verwandt sind, sind da noch die eher harmloseren.

MK

Und Leuten mit „MK“ auf dem Kennzeichen sagt man in Rade eh nach, vom Autofahren keine Ahnung zu haben. Die rangieren vom fahrerischen Ansehen her hier quasi direkt hinter den Niederländern, zu denen es hier gerne heißt: „Schwarze Schrift auf gelbem Grund, halt Dich von fern und bleib gesund!“.

Ich selbst kannte Halver bislang nur als Durchreiseort. Doch heute habe ich mich dann absichtlich mal dorthin verirrt. Auf der Suche nach einer Fußpflege für meine Mutter. In Rade haben wir alle Anbieter durch. Zufrieden waren wir allgemein und Muttern im Speziellen nirgendwo.

Grenzwertige Erfahrung

Zuletzt sind wir über eine Fußpflegerin aus Hückeswagen gestolpert, die ihre Dienste mobil anbietet und ins Haus kommt. Die Erfahrung war eher, sagen wir mal, grenzwertig.

Zum einen schmerzhaft. Ein Nagel war eingewachsen. Aber damit sollte eine Fußpflegerin klarkommen. Erst recht eine, die von sich behauptet, das auf einem medizinischen Niveau zu machen.

Zum anderen unsauber. Da wurde nicht mal nach einer Abfalltüte oder nach einem Mülleimer gefragt, sondern einfach alles auf den heimischen Fußboden geworfen. Die abgeknipsten Nägel genauso wie am Ende die gebrauchten Handschuhe und die benutzte Maske. Weggeräumt wurde davon am Ende nichts. Hastig kassiert – und nicht gerade wenig – wurde und dann schnell weg. Danke. Einmal und nie wieder.

Alternativen?

Wie dem auch sei, die Suche nach einer Alternative führte mich schließlich nach Halver. Und da sind wir dann heute einfach mal hingefahren, haben uns einfach mal durch die unsichtbare Wand getraut.

Die beste Idee

Und was soll ich sagen? Das war das mit großem Abstand beste, was uns jemals passiert ist. Hoch professionell ausgestattet und offensichtlich auch hoch professionell ausgebildet, wurde den Füßen meiner Mutter eine Rundumpflege1Fußpflege Halver – zuletzt abgerufen am 30.06.2023 zuteil. Eingewachsener Nagel? Kein Problem. Schnell war der korrigiert – und das völlig schmerzfrei. Und das will bei meiner Mutter was heißen, jammert die doch normal schon, wenn man ihr beim Anziehen der Schuhe mal etwas fester an den Fuß greift.

Nobelpreis

Gut, ein kleines Manko hat diese Praxis: Erster Stock ohne Aufzug. Das stieß bei Muttern zu Beginn nicht gerade auf Gegenliebe und auf der Treppe war für Muttern klar: „Hier geh ich nie wieder hin!“. Doch kaum, dass sie fertig war, hat sie direkt schon die Folgetermine gemacht, begleitet von den Worten: „Dafür würde ich auch noch drei Etagen höher steigen!“. Aus dem Munde meiner Mutter ist das ein Lob wie der Nobelpreis.

Kaffee in Halver?

Mit ein wenig Wartezeit waren wir doch etwas vor dem Termin dort, hatte ich während Mutters Behandlung gute 45 Minuten Zeit. Der Plan für diese Zeit war schlicht, irgendwo Kaffee trinken zu gehen. Kaffee wird’s ja wohl auch in Halver irgendwo geben.

Ja, gibt’s. Quasi gleich um die Ecke. Keine 30 Meter entfernt lädt die Hewa Lounge2Hewa Lounge Halver – zuletzt abgerufen am 30.06.2023 mit vielen Außentischen und einer interessanten Inneneinrichtung, einem Mix aus altem Kolonialstil und neuen Europaletten zu einem Besuch ein.

Die unsichtbare Wand

Kaffee gibt’s hier und den habe ich mir auch prompt bestellt. Auch ein Gespräch mit dem Inhaber gibt’s hier, dem auffiel, mich noch nie bei ihm gesehen zu haben und der entsprechend nachfragt, ob ich neu in Halver sei. Erwähnt, dass ich aus Rade komme, kommt auch er auf sie zu sprechen, die unsichtbare Wand.

Ein kurzes Gespräch über eben jene wand später, bekomme ich meinen Kaffee an den Tisch gebracht, zusammen mit zwei Speisekarten. Die erste informiert über die hier angebotenen Frühstücke und mir ist sofort klar: Wenn Muttern fertig ist, gehen wir beide hier frühstücken. Warum? Nun, vor allem die selbstgemachten und selbstgebackenen Brötchen haben mich neugierig gemacht.

Hervorragend

Doch zuerst folgt dem hervorragenden Kaffee ein nicht minder hervorragender Cappuccino, während ich mich durch die zweite Speisekarte blättere. Auf ihren ersten Seiten beschreibt sie seinen beruflichen wie auch kulturellen Werdegang von Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, über die USA hierher nach Deutschland und zu seinem eigenen Lokal, welches hier offenbar seit sieben Jahren existiert, ohne dass ich je davon gehört hätte. Erschreckend. Aber typisch für jene unsichtbare Wand.

Muttern wird also abgeholt, voll des Lobes über die Fußpflege, zu der sie zuvor der Treppe wegen nicht noch mal hinwollte und nun doch zwei Folgetermine dort hat und darüber auch noch über alle Maßen glücklich ist. Jedenfalls geht’s nun mit Muttern am Arm zurück ins Hewa und zwei Mal Frühstück wird bestellt.

Frühstück

Bäckereien und Restaurants in Rade bieten auch Frühstücke an. Aber dem was uns beiden hier aufgetischt wurde, können die nicht mal im Ansatz das Wasser reichen, geschweige denn den Kaffee. Die Brötchen sind einfach göttlich und auch alles, was es dazu für darauf gibt. Lecker, durch die Bank, lecker. Und das obendrein noch zu einem moderaten Preis.

Hier stimmt einfach alles. Die Atmosphäre, die Qualität, der Preis und vor allem, dass man sich mit den Gästen beschäftigt und einfach nur spricht. Selten in der heutigen Zeit, sehr selten.

Abendkarte

Die Karte mit ihren warmen, ceylonesisch-indisch-asiatischen Speisen hat mich jedenfalls angefixt und so habe ich mir denn auch gleich für Sonntagabend einen Tisch reserviert. Wenn die nur halb so gut sind, wie es das Frühstück war, hat dieses Lokal einen neuen Stammgast.

Eiserner Vorhang

Und zwar einen, der auch gleich den Entschluss gefasst hat, nicht nur für das Abendessen am Sonntag und die zukünftigen Fußpflegetermine von Muttern, sondern auch einfach mal so des Öfteren, durch den eisernen Vorhang, 😊 sorry, die unsichtbare Wand, zu fahren und viel öfter mal zu schauen, was denn diese Region hier noch so zu bieten hat.

Einzelnachweise und Links